Spaziergang mit dem Wengertschütz am 14.09.25
Am Sonntagnachmittag versammelte sich eine bunte Gruppe von fünfzehn an Weinbau und Geschichte Interessierten im Höpfigheimer Schlosshof. Gespannt warteten wir auf das, was der Wengertschütz, alias Albrecht Leize, ausgestattet mit Rätsche und in traditioneller Montur, von seiner Arbeit in den Weinbergen berichten würde.
Wer wurde Wengertschütz und welche Aufgaben hatte er? Fragen, die Albrecht Leize aus erster Hand beantworten konnte, denn sein Vater und auch er selbst waren in jungen Jahren noch als Wengertschützen in den Höpfigheimer Weinbergen aktiv gewesen.
Er berichtete, dass die Wengertschützen für das Wohlergehen des Dorfes Höpfigheim und seiner im 17-18. und 19. Jahrhundert überwiegend von Landwirtschaft und Weinbau lebenden Familien enorm wichtig waren. Vom Gemeinderat wurden jährlich sechs bis acht junge Männer im Alter von 18 bis 20 Jahren auserwählt, deren Aufgabe es war, die Trauben mit ihren Rätschen und Vorderladern gegen Diebstahl zu sichern und die traubenhaschenden Vögel und Wild zu vertreiben. Tag und Nacht lebten die Wengertschützen über mehrere Wochen fernab von ihren Familien in spärlich eingerichteten aus Stein gemauerten Hütten, von denen es allein in Höpfigheim vier Stück gab. Zwei davon sind heute noch erhalten.
Auf welchen verschlungenen Wegen würde der Wengertschütz uns nun, in sein kleines Reich, die Wengertschützenhütte auf dem Wacholderberg, führen?
Den Einwohnern Höpfigheims jedenfalls war es in früherer Zeit zur Traubenreife verboten, die Weinberge zu betreten. Hiervon zeugt heute noch ein einzelnes Schild im Gewann Vogelherd, welches eine der ersten Etappen unseres Spaziergangs markierte. Hier berichtete Albrecht Leize von einem tragischen Unfall, der sich einst ereignet hatte. Ein junger Wengertschütze hatte sich in den letzten Kriegstagen des ersten Weltkriegs in den Fuß geschossen und starb an seiner Verletzung.
Wir spazierten weiter an der Flur Judenkirchhof vorbei, der Flurname wurde in der Urflurkarte von 1832 erstmal erwähnt. Das ist der Beweis, dass es in Höpfigheim einen jüdischen Friedhof und somit auch eine kleine jüdische Gemeinde im Umfeld des Schlosses gegeben haben musste. Die letzten Grabsteine des jüdischen Friedhofs hat man schon vor mehr als 200 Jahren entfernt, so dass davon heute leider nichts mehr zu sehen ist.
Entlang der Breiten Straße entdeckten wir einen uralten Grenzstein, auf welchem, besonders beeindruckend, nach so langer Zeit noch ein Höpfigheimer Wappensymbol – das Jagdhorn- deutlich zu erkennen ist.
Gespickt war der Spaziergang mit vielen interessanten Informationen zu den am Wacholderberg angebauten Rebsorten und deren Herkunft. Die ausgebildete Weinerlebnisführerin, Sybille Kling-Horn, führte in die Grundlagen des Weinbaus und auch unter den Teilnehmenden selbst fand ein reger Erfahrungsaustausch statt.
Und schon war das Ziel unserer kleinen Wanderung in Sichtweite. Etwas abseits des Weges befindet sich das Kleindenkmal „Wengertschützenhütte“, welches im Jahr 2018 von Mitgliedern des Vereins zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössle und zur Pflege der Ortsgeschichte aus seinem Dornröschenschlaf erweckt wurde und daraufhin umfangreich mit Mitteln des Landesdenkmalamtes und Spenden der Kreissparkasse Ludwigsburg und mit Geldern von der Stadtverwaltung Steinheim und Vereinsgelder restauriert wurde.
Sehr anschaulich für die Besucher hat „unser Wengertschütz“, Albrecht Leize die hölzerne Möblierung (Bett, Tisch und Sitzbank) der Hütte aus historischen Vorlagen nachgebaut.
Eine Schautafel, die die Zusammenhänge erläutert ist zur Information von Spaziergängern und Geschichtsinteressierten ebenfalls angebracht und eine Sitzgelegenheit lädt vor Ort zu einer kleinen Pause ein.
Abgerundet wurde die gut zweistündige Tour mit einer kleinen Weinprobe und einem Imbiss.
Vereinsmitglied Sybille Kling-Horn stellte einen fruchtigen Riesling und einen im Eichenfass gereiften Spätburgunder aus der Kellerei Mundelsheim vor. Martina Leize und Hans Hübner verwöhnten die Teilnehmenden mit salzigem Gebäck, Käse und Hefezopf. Zusätzlich wurden wir mit einem wunderschönen Ausblick auf das spätsommerliche Höpfigheim belohnt.
Der Erlös dieser rundum gelungenen Veranstaltung wird von den Organisatoren zur Renovierung der Höpfigheimer Backhäuser gespendet.
Conny Zeeh
-Schriftführerin-
Spaziergang mit dem Wengertschütz am 15.09.24
Das Wetter spielte mit, die Sonne kam pünktlich zum Vorschein, als der Spaziergang mit dem Wengertschütz‘ am Schlössle in Höpfigheim startete.
Eine interessierte Gruppe hatte sich eingefunden, um mit Albrecht Leize, der in jungen Jahren Wengerschütze war, durch den Wacholderberg zu wandern.
Auf 15 Stationen entlang des Weges erhielten wir interessante und humorvolle Informationen über den Weinbau, die Arbeit der Wengertschützen und über Höpfigheim.
Da war die Beutelmühle, von der der Beutelmühlenbach den Namen bekam, die Ende des 19. Jahrhunderts abbrannte. Der Feuerwehrkommandant hatte es nicht so eilig mit dem Löschzug zur Brandstelle zu kommen, da der Müller nicht beliebt und die Mühle baufällig war…
Wo war der Gänsegarten und wo arbeiteten die Juden in Höpfigheim, die einen eigenen Friedhof hatten, Antworten auf Fragen, von denen mancher nicht wusste, dass sie über Höpfigheim gestellt werden können.
Auf der Höhe angekommen, führte der Weg neben dem alten Hohlweg, auf dem schon die Römer unterwegs waren, in Richtung Wengerschützenhütte.
Jetzt, zur Zeit der Traubenlese, erhielt die Gruppe viele Informationen zu den Trauben, der Lese mit der Hand oder der Maschine und wem welcher Wengert gehört.
An der Wengerschützenhütte angekommen wartete der „gute Geist“ Martina Leize schon mit süßem und salzigem Gebäck und Getränken auf die Gruppe.
Nach so vielen Informationen freuten sich alle über die Weinprobe mit Blick auf Höpfigheim.
Der Nachmittag ging am Schlössle zu Ende, wo jeder noch Trauben vom Weinstock am Feuerwehrhaus geschenkt bekam.
15.09.24/Heike Waldinger